
„Zweite Saarbrücker Klimadialoge“
Fokus auf gesellschaftliche Aspekte der Klimakrise
Nicht nur in Aserbaidschan wurden im November 2024 Klima-Diskussionen geführt – auch im Saarland haben zum zweiten Mal "Saarbrücker Klimadialoge" stattgefunden, organisiert vom Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V. und dem Regionalverband Saarbrücken in Kooperation mit dem Klimaschutzbündnis Saar. Die Abschlussveranstaltung im vhs-Zentrum am Schloss am 30. November, samt drei Fachgesprächen, die vorab in Völklingen, Püttlingen und Friedrichsthal stattgefunden hatten, rückten gesellschaftlichen Aspekten der Klimakrise in den Fokus.
Während es bei den Fachgesprächen darum ging, Ideen und Empfehlungen rund um Klima-Querschnittthemen zu erarbeiten, widmete sich die Abschlussveranstaltung sowohl inspirierenden Klimaschutz-Beispielen, als auch der Diskussion der erarbeiteten Forderungen.
Drei Fachgespräche vorab
Die Fachgespräche zu "Klima und Gesundheit", "Klima und Soziale Gerechtigkeit" und "Klima und Arbeit" brachten Menschen aus unterschiedlichen Sphären zusammen – aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft – um über gesellschaftliche Aspekte von Klimaschutz- und Klimaanpassung zu diskutieren.
Dabei ging es um Fragen, wie:
- Wie können Klimaschutzmaßnahmen sozial gerechter gestaltet werden?
- Welche Gesundheitsaspekte sind in der Klimaanpassung zu beachten?
- Womit lassen sich Arbeitsplatzsicherung und Klimaschutz besser vereinbaren?
- Welche Herausforderungen und Chancen bringen eine klimafreundliche Transformation der saarländischen Wirtschaft und Gesellschaft?

Abschlussveranstaltung im vhs-Zentrum am Schloss
Bei der Abschlussveranstaltung erklärte Ulrike Dausend (Geschäftsführerin des NES) einleitend, dass aus den Fachgesprächen ein Diskussionspapier entstanden ist, auf dem die Fragen für die spätere Podiumsdiskussion basierten. Regionalverbandsdirektor Peter Gillo betonte in seinem Grußwort unser aller Verantwortung für den Globalen Süden im Sinne der Klimagerechtigkeit. Auf diese einleitenden Worte folgten Impulsvorträge von drei Kommunen, die zeigten, wie man mit Kreativität, Zähigkeit und den Gedanken des Miteinanders erstaunliche Ergebnisse erreichen kann.
Mitreißende Impuls-Vorträge
Celina Fries, die die Veranstaltung moderierte, leitete über zum ersten Programmpunkt. Der Bürgermeister von Nohfelden, Andreas Veit, berichtete, wie seine kleine Gemeinde im Rahmen des Modellprojekts „Global Nachhaltige Kommune“ von 2018 an Kontakte mit der Dorfgemeinschaft Balingore im Senegal geknüpft hat und daraus eine Klimapartnerschaft erwachsen ist. Der mitreißende Vortrag des Altlandrats Bertram Fleck trug den Titel „Klimaschutz und Energiewende: der Rhein-Hunsrück-Kreis ‚macht’s einfach‘ - und profitiert“. Dieser ländliche Landkreis ist in 16 Jahren zum ersten Null-Emissionskreis Deutschlands geworden. „Jeder hot ebbes davon“ lautet im Dialekt die Gelingensmaxime, also: alle profitieren. Durch zahlreiche Aktivitäten im Bereich Klimaschutz und erneuerbare Energien begann so für die Wohlstandsentwicklung der Region eine wahre Erfolgsgeschichte.
Per Videoschalte stellte Till Berger, Leiter der Fachstelle Klima des Kantons Basel-Stadt, dann die Klimaschutzstrategie seines Kantons vor. Hier hat man sich das Ziel gesetzt, mehr Klimagerechtigkeit und Netto-Null bis 2037 zu realisieren. Dabei sollen nicht nur die Emissionen vor Ort in den Blick genommen werden, sondern perspektivisch auch diejenigen, die konsumbedingt anderswo entstehen.
Vorstellung der Ergebnisse aus den Fachgesprächen
In einem zweiten Teil ging es dann um die Ergebnisse der vorausgegangenen Fachgespräche, die verschiedene Akteure aus Vereinen und Verbänden, Unternehmen und Kommunen miteinander ins Gespräch gebracht hatten. Thomas Fläschner (ADFC Saar) stellte die Ergebnisse des Gesprächs „Klima und Gesundheit“ vor, aus dem die Teilnehmenden unter anderem Begrünungssatzungen, Entsiegelung, einen besser getakteten ÖPNV und ein Hitzeschutzgesetz forderten.
Tamara Enhuber (mehr Wert! e. V.) stellte das komplexe Thema Klima und soziale Gerechtigkeit vor. Der Kerngedanke dabei sei, dass vulnerable Gruppen besonders unter dem Klimawandel leiden und entsprechend mitbedacht werden müssen. Erforderlich sei deshalb beispielsweise die Bindung der Wirtschaftsförderung an ökologische und soziale Komponenten sowie die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft. Auch sei eine Bildung für nachhaltige Entwicklung über den Schulbereich hinaus erforderlich.
Das abschließende Thema Klima und Arbeit wurde von Rune Becker (Parents for Future) präsentiert. Kerngedanke sei, dass sich Klimaschutz und Arbeitsplätze vereinbaren lassen. Anstatt bestehende Industrien mit alten Technologien zu subventionieren, gelte es, Exzellenzstrategien zu entwickeln und neue Wege zu wagen.
Podiumsdiskussion u.a. mit Klimaministerin Petra Berg
Mit Spannung war die anschließende Podiumsdiskussion erwartet worden, die Ulrike Dausend (NES) moderierte. Klimaministerin Petra Berg betonte als zentralen Punkt, dass die Menschen mitgenommen werden müssen und skizzierte Perspektiven. Der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindetags, Stefan Spaniol, bemerkte unter anderem, dass die vielen Einzelmaßnahmen des Klimaschutzkonzepts der Landesregierung nicht alle gleichzeitig umgesetzt werden könnten und mahnte Priorisierungen an. Christoph Hassel, Landesvorsitzender des BUND Saar und Vertreter des Klimaschutzbündnisses Saar, stellte seinerseits in den Vordergrund, dass die sozialen Aspekte bei der Transformation unbedingt stärker in den Blickpunkt gerückt werden müssten. Und Patrik Lauer, Vorsitzender des Landkreistages, merkte an, dass Klimaschutz nun als Pflichtaufgabe festgeschrieben werden muss und betonte, dass man jetzt ins Handeln kommen müsse.
Abschließend resümierte Heike Schröter von den Omas for Future voller Elan ihre Erkenntnisse aus der Veranstaltung und kam zu dem Schluss: „Zusammen ist das Motto“.
Wir bedanken uns herzlich bei Heike Schröter von Omas for Future für ihren großartigen
Beitrag zu diesem Nachbericht und bei Joas Strecker/NES für die tollen BIlder!