Faire IT-Beschaffung - wie kann sie im Saarland gelingen?
Informationsveranstaltung für Kommunen und Interessierte mit Annelie Evermann von weed (Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung)
Am 9. Februar organisieren das Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V. und die Eine Welt-Fachpromotorin für Global Verantwortliches Wirtschaften vom Verein vesomeko von 13 bis 15 Uhr im Haus der Umwelt in der Evangelisch-Kirch-Str. 8 in 66111 Saarbrücken eine Informationsveranstaltung für saarländische IT-EinkäuferInnen und Interessierte aus Politik und Verwaltung zu fair produzierter IT-Hardware.
Annelie Evermann, Referentin für nachhaltige Produktion und öffentliche Beschaffung bei der Organisation weed (Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung) wird einen Einblick in die globalen Produktions- und Arbeitsbedingungen in der IT- und Rohstoffindustrie geben. Sie informiert, wie öffentliche Einrichtungen und andere Organisationen in ihrem IT-Einkauf soziale Nachhaltigkeitsstandards stärker berücksichtigen können, wie beispielsweise durch die Monitoring-Organisation Electronics Watch.
Im letzten Jahr sind die neuen Vergaberegelungen im Oberschwellenbereich in Kraft getreten, mit denen manche Vereinfachungen der EU-Vergaberichtlinie 2014/EU/24 umgesetzt werden: Künftig können beispielsweise ökologische und soziale Produktstandards ausdrücklich in mehreren Stufen der Ausschreibung eingefordert und Zertifikate können priorisiert als Nachweis gefordert werden. Doch wie setzt man diese Neuerungen bei der IT-Beschaffung in die Praxis um?
Die Schulung beginnt mit einer Einführung zum "Warum" - also eine Darstellung der Arbeitsbedingungen und Umweltprobleme in der IT-Produktion. Daraufhin werden die rechtlichen Rahmenbedingungen der umweltverträglichen und insbesondere der sozial verantwortlichen IT-Beschaffung (u.a. ILO-Kernarbeitsnormen) dargestellt. Dies umfasst sowohl die Neuerungen des Vergabemodernisierungsgesetzes (GWB, VgV, UVgO) als auch die jeweiligen Vorgaben des Landesvergabegesetzes. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf die Umsetzungspraxis: Wir stellen verschiedene Möglichkeiten und Musterbeispiele von Ausschreibungen vor, die in Deutschland und in anderen europäischen Ländern von Vergabestellen eingesetzt werden.
Diese Veranstaltung findet statt im Vorfeld der 5. Fachkonferenz für sozialverträgliche Beschaffung von IT-Hardware vom 22.-23. Mai 2017 in Mainz für die Länder Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Weitere Infos dazu auf www.faire-Beschaffung.de.
Um Anmeldung wird gebeten bis zum 6. Februar an:
harald.kreutzer(at)nes-web.de oder 0681-9385 198.
Hintergrund:
Kein Computer, kein Handy funktioniert ohne Gold, Kupfer und Coltan. Diese Rohstoffe werden oft unter menschenunwürdigen Bedingungen in Minen im Kongo oder Südafrika abgebaut. 60 % aller weltweit verkauften IT-Produkte werden in China produziert. Extremer Arbeitsdruck, Zwangsüberstunden, Niedrigstlöhne sowie das Fehlen von Arbeitsverträgen und Sozialversicherungsleistungen kennzeichnen einen Großteil der Arbeit in der Elektronikindustrie. Ausbeuterische Arbeitsbedingungen von der Gewinnung der Rohstoffe bis hin zur Fertigung sind immer noch eher die Regel als die Ausnahme.