Von der Globalisierung zur Geopolitik. Europa im Spannungsfeld von ökologischer Krise und Digitalisierung
Online-Vortrag von Prof. Dr. Birgit Mahnkopf (Professorin für Europäische Gesellschaftspolitik an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin) mit anschließender Diskussion.
Das Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V. veranstaltet am Montag, 17. Januar von 17:30 bis 19:00 Uhr in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation, der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt an der Universität des Saarlandes sowie der Arbeitskammer des Saarlandes einen Online-Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Birgit Mahnkopf für Studierende und die interessierte Öffentlichkeit.
Die Professorin für Europäische Gesellschaftspolitik an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin beleuchtet politisches Versagen im Hinblick auf die Klimakrise sowie geopolitische Konflikte um Energie und Ressourcen im Kontext der aktuellen Globalisierungsphase.
Nach der Anmeldung unter www.kurzelinks.de/Entwicklungspolitik erhalten Sie die Zugangsdaten per Mail.
Zusammenfassung der Referentin:
Seit dem Ende der 1990er Jahre gibt es keine Weltregion mehr, die nicht dem geoökonomischen Wettbewerb unterworfen wäre. Offene Grenzen für den Verkehr von Kapital, Gütern, Dienstleistungen, nicht aber für alle Menschen, wurden mit den Mitteln staatlichen und internationalen Rechts durchgesetzt.
Die damit verbundenen Versprechen indes erweisen sich als hohl. Denn die Globalisierung hat keineswegs den „Wohlstand für Alle“ und die Beseitigung von Armut und Ungleichheit gefördert, ebenso wenig wie die Verbreitung und Stabilisierung von Demokratie, Menschenrechten und Frieden.
Anders als in den 1990er Jahren erwartet wurde, kam es auch nicht zu einer Bearbeitung der großen globalen Probleme, allen voran der sich dramatisch zuspitzenden planetaren ökologischen Krise. Auf diese die Zukunft der Menschheit als ganzer bedrohenden Krise wird weder in der EU noch in anderen Weltregionen mit politischen Maßnahmen reagiert, die den „worst case“ vermeiden könnten.
Wir erleben stattdessen eine Renaissance von geopolitischen Konflikten. Diese kreisen nach wie vor um den Zugang und die Preise von fossilen Energieträgern, in wachsendem Maße aber auch um „kritische Metalle“, die sowohl für die Elektrifizierung von Industrie und Verkehr (etwa im Rahmen des „Green Deal“ der EU) benötigt werden wie für die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft, auf die sich auch die neue deutsche Bundesregierung festgelegt hat.
Wie im 19. Jahrhundert konzentriert sich auch die Geopolitik des 21. Jahrhunderts auf die Kontrolle Zentralasiens, in wachsendem Maße jedoch gleichermaßen auf den pazifischen Raum. Doch anders als am Ende jenes Globalisierungszyklus, der in den Ersten Weltkrieg und in den Untergang des Britischen Empire mündete, ringen heute nicht allein die westlichen Industrieländer (darunter auch die EU) um ihre Vormachtstellung in der Weltwirtschaft. Mit der Volksrepublik China ist seit den 1990er Jahren ein geopolitscher Akteur gewachsen, dessen Interessen an Energiesicherheit, „technischer Souveränität“ im Bereich der neuen digitalen Technologien, wirtschaftlichem Wachstum als Voraussetzung politischer Stabilität im Inneren mit den Interessen der frühindustrialisierten Länder des Westens zunehmend in Konflikt gerät.
Zur Person
Prof. Birgit Mahnkopf hat Soziologie an der Freien Universität Berlin studiert und dort auch promoviert und sich habilitiert. Danach war sie als Assistentin am Institut für Soziologie tätig. Weitere Stationen ihres beruflichen Werdegangs führten Sie an die Sozialforschungsstelle Dortmund, an das Wissenschaftszentrum Berlin sowie nach Darmstadt, wo Sie an der Technischen Hochschule die Vertretung eines Lehrstuhls für Soziologie innehatte. Bis zu ihrer Pensionierung war sie Professorin für Europäische Gesellschaftspolitik an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, isst aber nach wie vor assoziiertes Mitglied am dortigen Institute of Political Economy (IPE Berlin). Sie ist Autorin zahlreicher Artikel und Bücher; viele ihrer Bücher hat sie gemeinsam mit Elmar Altvater verfasst. So insbesondere das in sieben Auflagen erschienene Werk „Die Grenzen der Globalisierung“ und „Die Globalisierung der Unsicherheit“. Sie ist in beratender Funktion in Netzwerken aktiv.
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