Mittwoch, 27. Juni 2018

Menschenleben dürfen nicht Faustpfand sein – Seenotretter nicht kriminalisieren

Offener Brief der agl an Angela Merkel, Olaf Scholz, Horst Seehofer, Heiko Maas und Andrea Nahles zur „Lifeline“

Unser Bundesverband, die Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland e.V. (agl), hat zur Situation der Menschen auf der „Lifeline“ einen offenen Brief verfasst, den wir hier teilen möchten:

Sehr geehrte Angela Merkel,
sehr geehrter Herr Olaf Scholz,
sehr geehrter Horst Seehofer,
sehr geehrter Heiko Maas
sehr geehrte Andreas Nahles,

die Situation der Menschen auf der „Lifeline“ vor Malta ist dramatisch: Krankheiten, Traumatisierung, Erschöpfung und eine schwierige Versorgungslage. Soeben erfahren wir, dass das Schiff am Abend in den maltesischen Hafen einlaufen darf – eine humanitäre Katastrophe kann dadurch offenbar abgewendet werden. Dennoch ist es momentan ungewiss, wie es mit den Menschen der „Lifeline“ weitergeht.

Wir fordern Sie auf, sich mit all ihrem politischen Gewicht für eine schnelle humanitäre Lösung einzusetzen, in der jetzt das Wohl der Menschen der „Lifeline“ im Zentrum steht.

Unsere Kollegin Aline Watermann entschied sich dafür, im Mittelmeer auf der „Lifeline“ Menschen in Not zu helfen. Derzeit befindet sie sich auf dem Schiff und informiert uns direkt und zeitnah über die Lage vor Ort. Aktuelle Informationen dazu werden auf der Internetseite des eine Welt Netz NRW veröffentlicht: https://eine-welt-netz-nrw.de/index.php?id=637.

Es verdichtet sich der Eindruck, dass erst genügend Staaten bereit sein müssen, die Menschen auf der „Lifeline“ in kleinen Kontingenten aufzunehmen und zu verteilen, bevor ihnen konkret geholfen wird.

Prinzipiell unterstützen wir eine Lösung, in der Geflüchtete von allen EU-Ländern aufgenommen werden. Dabei dürfen jedoch Menschen nicht zum lebenden Faustpfand europäischer Richtungskämpfe und der schwierigen Suche nach einer gemeinsamen Migrationspolitik werden. Die politische Auseinandersetzung darf nicht auf dem Rücken der Menschen auf der „Lifeline“ ausgetragen werden, die Schutz brauchen und diesen in Europa suchen.

Aus den Medien erfahren wir zudem, dass eine strafrechtliche Verfolgung der „Lifeline“- Crew in Erwägung gezogen wird. Humanitäre zivilgesellschaftliche Arbeit, zu der die Seenotrettung gehört, darf nicht kriminalisiert werden. Humanitäre Arbeit braucht Schutz und die Gewissheit, dass ihre Arbeit und ihr Engagement nicht in Zweifel gezogen oder gar bestraft wird – für ein Europa mit menschlichem Antlitz ist dies essenziell.

Wir bitten Sie: Handeln Sie umgehend. Sorgen Sie dafür, dass Deutschland seinen Beitrag zum Schutz und zum Wohl der Menschen auf der „Lifeline“ sowie zu einer nachhaltigen und humanen Migrationspolitik in Europa leistet. Verhindern Sie entschieden die Kriminalisierung der „Lifeline“-Crew.

Mit ausgezeichneter Hochachtung

Udo Schlüter
Vorstandsvorsitzender agl
Geschäftsführung Eine Welt Netz NRW

und

Simon Ramirez-Voltaire
Geschäftsführung agl


Die agl

Die Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland e.V. (agl) ist der bundesweite Zusammenschluss der 16 Eine Welt-Landesnetzwerke. Die agl unterstützt ihre Mitglieder in deren Engagement für eine zukunftsorientierte globale Entwicklung, die auf den Prinzipien von sozialer Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit, Demokratie und Partizipation beruht. Die agl erreicht über ihre Mitgliedsverbände bundesweit rund 10.000 entwicklungspolitische Gruppen und Vereine.


Hier zum Brief als pdf:

 

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